Kurzmeldung

17.Juni 2019
Der Velocita Blog ist jetzt 8 Jahre alt und hat etwas Speck angesetzt, den man nicht so leicht „wegoperieren“ kann. Es gibt viele Links auf Elemente des Blogs, diese sollen weiter funktionieren. Daher starten wir mit Beginn 2019


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Mittwoch, 21. März 2012

Radfernfahrt Freiburg - Nizza


Radfernfahrt in 9 Tagen über 1.260km und 19.100hm
Rückblick 2011 – Ausblick 2012


Es gibt viele Wege, die vom Genfer See aus nach Nizza führen. Der bekannteste ist wohl die Route des Grandes Alpes über die zahlreichen Hochgebirgspässe Frankreichs.

Wir wählten diesmal eine sanftere, aber ebenso reizvolle Variante.

Von Freiburg im Breisgau rollten wir am ersten Tag in rel. unspektakulärer Landschaft entlang des Rheins bis ins schweizerische Biel. Einzig einige rücksichtslose Autofahrer auf Schweizer Gebiet brachten Unruhe in unsere zügig dahin radelnde Gruppe und veranlassten unsere Schweizer Radfreunde zu amüsant klingenden Zurechtweisungen ihrer Landsleute auf „Schwyzerdütsch“.

Der 2.Tag begann so wie der erste: leicht welliges Terrain bis zur Abfahrt zum Lac Leman. Der Blick nach jeder Kehre auf das nahende Montreux im gleißenden Sonnenlicht ließ erstmals Radurlaubsstimmung aufkommen.
Über den ersten nennenswerte Pass (Pas de Morgins, 1371m) gelangten wir auf franz. Staatsgebiet, wo wir in einem romantischen Dorf nächtigten.

3.Etappe: Unser Hotel in Abondance bei Sonnenaufgang.

Am nächsten Morgen lagen zarte Sonnenstrahlen über dem Val de Dranse und weckten freudige Erwartungen in uns auf den ersten bekannteren „Tour de France-Berg“, den Col de la Colombiere. Es sollte eine Hitzeschlacht werden bis hinauf zum Pass auf 1600m (16km, 1100hm). Die Abfahrt in kurz/kurz brachte nur wenig Abkühlung.


4.Etappe: Ankunft in Grenoble.

Marianne dürfte schon mit einem Infekt in die Tour gestartet sein und zog es im Hinblick auf den Mount Ventoux vor, den heutigen Tag im Begleitbus zu verbringen. Mit Wehmut musste sie den landschaftlicher Hochgenuss  im Vercors vom Busfenster aus erleben:  mittellange Passstraßen mit angenehmen Steigungsprozenten, einsame, schmale, verkehrsarme Straßen mit überhängenden Felsen durch bizarre Schluchten und stockfinstere Tunnels.

5.Etappe: La Chapelle en Vercors.

Der Vercors - zerklüftetes Voralpenmassiv zwischen Grenoble und Valence.

6.Etappe: 2 Serenos mit dt. Freunden im Windschatten.

Mittlerweile hat sich die Hackordnung in der Gruppe gefestigt, jeder kannte „seine Gegner“, und doch war frühmorgens ein Knistern bis hin zum Anstieg auf den Mount Ventoux zu spüren. Keiner wollte Führungsarbeit übernehmen. Als die ersten versuchten, aus ihrer Trikottaschen ihr Gel rauszuziehen und eben dieses umgehend reinzuquetschen, war klar: die Schinderei kann beginnen.
Auf den 21km mit 1000hm ab Bedoin zerriss das Feld sehr bald. Irgendwann dazwischen kämpfte jeder nur noch mit sich und dem Berg (Wetter war super) und am Ende strahlten alle um die Wette. Marianne musste besonders ihre Leidensfähigkeit ausreizen  – ihre Bronchitis kam voll zum Ausbruch – Rennrad samt Reiterin in den Bus verladen – Antibiotika statt Powerbar – Kamillentee statt Rotwein - die restlichen Tage Schonung im Begleitfahrzeug.

Vaison la Romaine (Römische Brückenbaukunst).

Vaison la Romaine mit Blick zum Mont Ventoux.

7.Etappe: Noch 6Km bis zum Observatoire Mount Ventoux (1990m).

Die letzten Kehren.

Lohnende Aussicht vom Giganten der Provence nach 21Km und 1600Hm Anstieg von Bedoin.

Immer wieder beeindruckend und beklemmend.

Der vorletzte Tag führte uns vorbei an einem Stausee direkt zum Eingang der Gorges de Verdon. Wer diese imposanten Schluchten noch nicht kannte, erwartete eine Flachetappe entlang von Gewässern – mitnichten, es wurde eine Kletterpartie mit knackigen Anstiegen, dafür mit genussvollen Tiefblicken.

8.Etappe: Wir verlassen Sisteron entlang der Durance.

Ein wenig mehr Aufmerksamkeit im Tal der Durance hätten wir schon erwartet als nur die Hinterteile des Weideviehs.

Bezauberndes Dorf auf dem Weg zu den Schluchten von Verdon.

Ein Anblick zum Geniessen.

Der Lac de St.Croix - ein Freizeitparadies für Wassersportler.

Mittendrin in den Schluchten von Verdon.

Verblühter Lavendel am Col d´Ayen (1031m) am Ausgang der Gorges du Verdon.

St.Julien - Badeort mit besonderem Flair.

Meeresluft umwehte die Nasenlöcher – das Ziel nicht mehr fern. Unruhe machte sich im Feld bemerkbar: Am Col de Vence, dem letzten Anstieg vor Nizza, attackierte die Deutschlandfraktion. Eher ungewöhnlich auf einer Schlussetappe einer Tour. Im Wissen des Höhenunterschiedes ließen wir sie vorerst gewähren. Zu rechter Zeit bildeten Schweiz und Österreich eine Personalunion und nahm die Verfolgung auf. Guisep, ein hervorragender Windschattenspender, zog mich mit letzter Kraft  zu den Ausreißern, verschärfte nochmals das Tempo, scherte aus und überließ mir im letzten Anstieg die deutsche Beute. Perfekte Teamarbeit erfolgreich zu Ende gebracht – auf die Eidgenossen ist halt Verlass.
Die Aktion hat Spaß gemacht und mich ein paar Bier für die Wasserträgerdienste gekostet – aber was unternimmt man nicht alles um unseren deutschen Nachbarn zu zeigen, wo´s lang geht.

9.Etappe: Im Hinterland von Nizza - rasante und abwechslungsreiche Abfahrten...

...zwischen Felsen...

...vorbei an einsam gelegenen Dörfern...

...zum letzten Anstieg der Tour auf den Col de Vence.

Auf der ersten Kehre nach dem Pass eröffnet sich uns erstmals der Blick aufs Mittelmeer.

In Nizza rollten wir friedlich nebeneinander ein, prosteten uns an der Rue de l´Anglais am Strand von Nizza mit einem Glas Sekt zu und genossen es, gemeinsam unser Ziel erreicht zu haben.

Nizza, wir kommen...

Wir haben´s geschafft!  Nach 9 Tagen über 1.200Km und 19.000Hm.

Ein Radurlaub mit liebenswürdigen Gleichgesinnten fand ein bewegendes Ende. Weil es so schön war und Marianne leider wegen ihrer Erkrankung die Tour nicht wirklich genießen konnte, beschlossen wir, die Fahrt von Freiburg nach Nizza 2012 zu wiederholen. Diesmal wird die Route über die franz. Alpen führen, wo uns ein herausforderndes Bergauf und Bergab erwartet.  

Wir werden berichten.