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17.Juni 2019
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Dienstag, 10. Juli 2018

Gerhard Pamperl: 24h „Ausfahrt“ am Slovakiaring

Und wieder sitze ich vor einem leeren Blatt Papier und versuche fast verzweifelt, das Erlebte in Worte zu fassen. Objektiv betrachtet habe ich mich bis jetzt vom Schreiben gedrückt und auf eine mahnende Nachricht von Hans gewartet („wo der Bericht bleibt“ - weil das 24h Rennen am Slovakiaring schon vor über einer Woche stattgefunden hat), die bis jetzt nicht gekommen ist.

Für mich ist es wie immer kein Rennen gewesen, sondern eher der Versuch herauszufinden, wo meine Grenzen sind, und was ich zu leisten im Stande bin. Deshalb bin ich auch als Einzelstarter gestartet. Die erste Herausforderung war für mich: was nehme ich alles zur 24h Ausfahrt mit? Das Rennrad :-D, Schläuche, Schuhe, Pumpe, Werkzeug usw. die Liste wurde immer länger und wie ich so auf den Haufen der vor mir lag sah, bin ich gefragt worden ob ich auswandern möchte. Noch einmal die Liste in Gedanken kontrollieren, nur nichts vergessen! Tja, und was isst man bei so einem/r Rennen/Ausfahrt ? Manche Einzelstarter kaufen Unmengen an Süßigkeiten und ernähren sich fast nur davon, mir würde es spätestens nach 2 Std. den Magen umdrehen. Ich bevorzuge Vollkorntoast mit Butter und Käse, hin und wieder einen Riegel, maaaaasssssseeeeeenhaft Bananen, und in die Trinkflaschen kommt ein isotonisches Getränk hinein. So bin ich 2016 das 24h Rennen am Nürburgring, und auch 2016 mein erstes 24h Rennen am Slovakiaring gefahren. Die Tage davor habe ich für meine Verhältnisse sehr viel Kohlenhydrate gegessen. Manch ein Ernährungsexperte wird gerade den Kopf schütteln, was für einen Blödsinn ich in mich hinein esse, aber für mich passt es, bzw. ich bin nicht beratungsresistent.

Am Tag des Starts bin ich gemütlich aufgestanden weil der Start erst um 12 Uhr erfolgt. Alles in das Auto eingeräumt, dreimal kontrolliert ob ich nicht eine Tasche oder gar das Rad vergessen habe, und los geht es Richtung Slovakiaring. Um ca. 10 Uhr bin ich angekommen und habe auch gleich die Box des Ketterechts Team gefunden, das mir dankenswerterweise Quartier gab. Wir kommen ins Gespräch wer was für ein Ziel hat, und ich meinte nur 200 km jeder Kilometer mehr ist eine positive Draufgabe. Insgeheim hatte ich mir aber ausgerechnet, dass sich 500km ausgehen müssten, falls Gesäß, Muskeln, usw. durchhalten. Als nächstes stand am Programm die Startnummer holen, befestigen usw. das Übliche halt was zu tun ist, und ich habe auch das Montieren ohne gröbere Verletzungen überstanden! Danach bin ich eine Runde am Ring gefahren, auf der langen Start/Ziel Geraden hatte ich Rückenwind (Gott sei Dank) und auf der Gegengeraden Gegenwind.


Die Zeit vergeht, es wird langsam 12 Uhr, der Start erfolgt im Le Mans Stil, ein Mannschaftsmitglied hält das Rad und man lauft über die Zielgerade zum Rad und fährt los. Bei mir war es so, dass ich es ans Geländer angelehnt hatte und hinüber spazierte, es ist doch eine Ausfahrt und kein Rennen. Die 4er – 6er Teams gaben gleich nach dem Start Vollgas, mit ein bisschen Glück konnte ich mich bei einer kleinen Gruppe von Einzelstartern, die nicht so schnell waren, dran hängen. Nach ca. 3-4 Runden werden meine Windschattenspender langsamer und ich drehe meine Runden alleine. In diesen Runden, konnte ich mich der Rennstrecke gut anpassen und fahre alles mit leichten Gängen. Die kleinen Erhöhungen der Rennstrecke, damit man ins Infield kommt, fahre ich vorne mit dem kleinen Kettenblatt, weil ich aus Erfahrung weiß, dass diese kleinen Steigungen zum Schluss der Ausfahrt am meisten schmerzen. So fahre ich meine Runden dahin, und pendle mich bei einer Rundenzeit von ca. 12 Minuten ein. Damit ich mich ein bisschen ablenke, zähle ich immer beim Gangwechsel mit. Nach einer gewissen Zeit wird das auch seeeehhhr eintönig. Hin und wieder versuche ich mich bei einer Gruppe dran zu hängen, weil ständig alleine gegen den Wind zu fahren ist mit der Zeit nicht angenehm, so purzeln auch manchmal die Zeiten, 10Min 30Sek oder 11 Minuten.

© jan melicher/jmphoto.sk
© jan melicher/jmphoto.sk
Nach 105 km und ca. 4 Std. Fahrzeit mache ich wie geplant die erste Pause. Flaschen wechseln und essen, mit den Mitstreitern plaudern und weiter geht’s. Runde um Runde fahre ich, hänge mit den Gedanken bei meinen nächsten Urlaub, gehe durch was ich zu Hause noch alles erledigen muss, und überlege mir eine Einkaufsliste was ich alles zum Essen einkaufen muss wenn ich vom Slovakiaring zurück bin, kurz gesagt, man hat viiieeeell Zeit.

Um ca. 18:30 Uhr fängt es an zu regnen daher mache ich früher als geplant eine Pause und ziehe die Regenjacke an. Der nächste Stopp wäre erst bei 210 km geplant gewesen da fehlten mir zu diesem Zeitpunkt noch ca. 30km. Leider habe ich meine Überschuhe vergessen, das bekommt ein Mitstreiter mit und borgt mir sein zweites Paar, ich bin wahnsinnig dankbar dafür!



Wieder zurück auf die Strecke, ich fahre weiter und der Regen wird stärker, nach 38 Runden fahre ich an die Box, ich bin bis auf die Knochen durchnässt, Spaß hat es keinen mehr gemacht, der Regen ist nämlich immer stärker geworden. Ich ziehe mir trockene Kleidung an und esse etwas, das Rennrad funktioniere ich kurzerhand zum Wäschetrockner um, ich überlege hin und her ob ich weiterfahre oder nicht, ich wäre gerne zumindest 40 Runden gefahren. Der Regen bleibt gleich stark, jeder der vom Ketterechts Team an die Box kommt meint nach ca. 50 Metern ist man komplett nass. 2016 habe ich den St. Pöltner Marathon bestritten, und bin 3 Std. nur im Regen gefahren, damals schwor ich mir, nie mehr im Regen ein Rennen zu fahren. Somit entschied ich mich nicht mehr zu fahren, die Gesundheit geht bei mir vor, stattdessen gehe ich Essen und schau Fußball WM, außergewöhnlich für mich, weil eigentlich habe ich mit Fußball nichts am Hut! Danach lege ich mich ins Auto und schlafe eine Runde, von dem Regen wache ich immer wieder auf, und versuche wieder weiter zu schlafen. Um ca. 6 Uhr in der Früh, stehe ich auf, es regnet........

Ich entscheide mich nach Hause zu fahren, es macht für mich keinen Sinn mehr hier zu bleiben. Langsam packe ich zusammen, und räume das Auto ein. Wie ich fertig bin und mich schon verabschiedet hatte, wird der Regen leichter. Edmund Kiss, der Veranstalter des Leithaberg Radmarathons versucht mich noch zu motivieren, die 2 Runden zu fahren damit ich die 40 Runden schaffe. Nur ich bin schon vom Kopf auf nach Hause fahren eingestellt, somit steige ich nicht mehr aus dem Auto aus, sondern fahre nach Hause. Wie ich erfahren hatte, hat es später wirklich aufgehört zu regnen und es wurde wieder kräftig gefahren, weshalb ich von der Platzierung zurück gerutscht bin. Ich ziehe meinen Hut vor allen Einzelstartern und Teams die bei dem Regen weiter gefahren sind! Zum Schluss habe ich noch bemerkt, dass mein Sattel seine besten Tage hinter sich hat, und ich einen neuen benötige, das ist eine größere Herausforderung, als eine 24h Ausfahrt.


Und jetzt wieder das Unwichtige, es wurde der 35. Platz, mit 38 Runden, 224.96 km, 28.53 km/h Schnitt, dafür habe ich 7Std 53Min 10Sek gebraucht. Sollte es nächstes Jahr, wieder eine 24h Ausfahrt am Slovakiaring geben, bin ich wieder fix dabei!


Was meine nächsten Pläne betrifft, bin ich mir noch nicht sicher, vielleicht fahre ich den Wachau Radmarathon mit, das überlege ich mir noch. Falls doch, vielleicht sieht man sich! :-)

Einen großen Dank an die Organisatoren und Helfer! “

Ride as much or as little, or as long or as short as you feel. But ride.” -Eddy Merckx
In diesem Sinne, Gerhard Pamperl, 10.7.2018