Hitze, Kälte, Nässe, Gewitter, Graupelschauer, Hagel und ein Felssturz – Eine Woche permanent wechselnder Wetterextreme zwischen minus 1 und plus 41 Grad ließ eine Gruppe deutscher und schweizer RennradlerInnen mit einem österreichischen „Gastfahrer“ von Velocita an ihre mentalen und physischen Grenzen stoßen.
Eine Woche radfahrerischen Hochgenusses hätte es werden sollen. In der Tat entwickelte sich jeder Tag zum Kampf gegen Wetterkapriolen in den Alpen.
1. Etappe: Innsbruck – St. Leonhard über die alte Brennerstraße und den Jaufenpass. Die fast unerträgliche Hitze provozierte Beinkrämpfe. Zum Glück legten Gewitter und Starkregen im Passeiertal erst los als wir bereits beim Abendessen saßen.
2. Etappe: St. Leonhard – Madonna di Campiglio über Gampenjoch und Passo Carlo Magno. Der Tag begann mit hoher Luftfeuchtigkeit und endete schließlich mit starker Abkühlung und einem Gewitter, das uns kurz vor Madonna voll erwischte. Die folgende Sturzflut hob Kanaldeckel in dem bekannten Skiort aus ihren Verankerungen. Wir mitten drin.
3.Etappe: Madonna – Angolo Terme über den Passo Croce Domini. Eine Regenfahrt durch die Lombardei mit Gewitterschauer von Anfang bis zum Ende. Blitz und Donner begleiteten uns bergauf – eine Zitterpartie mit ungewissem Ausgang. Zum Glück schlugen die Blitze woanders ein. Die folgende Abfahrt vom Croce Domini bei Aquaplaning und aufgebrochenem Straßenbelag ließ die Bremsbeläge heiß laufen.
4. Etappe: Angolo Terme – Passo Tonale über den Passo del Vivione. Schon glaubten wir die Schlechtwetterfront hinter uns gelassen zu haben. Doch am Vivione angekommen auf 1800m kühlte es plötzlich wieder ab und der einsetzende Regen machte die ohnehin schmale Abfahrt mit engen Kurven noch gefährlicher. Ein Felssturz, der offensichtlich am Morgen losdonnerte, verlegte die Fahrbahn und stoppte unsere Fahrt. Nur mit geschultertem Rad und einer Kletterpartie konnten wir diese kleine Naturkatastrophe überwinden. Ab da goss es in Strömen bis zum Hotel am Passo Tonale. Die Temperaturen sanken bis auf 5° in 1800m Seehöhe.
5.Etappe: Passo Tonale – Goldrain im Vintschgau. Eine Königsetappe. Die Auffahrt zum Gaviapass erfolgte auf eine der schmalsten und schönsten Alpenstraße überhaupt. Die darauffolgende Westrampe auf das Stilfserjoch hatte es auch in sich, wenngleich wir die klassische Ostrampe mit ihren 42 Kehren diesmal als Abfahrt wählten. Bis auf einige Schrecksekunden wegen Eisplatten auf der Fahrbahn und ein kurzer Regenschauer bei Trafoi verlief der Tag problemlos. Der Vintschgau begrüßte uns mit angenehmer Temperatur.
6. Etappe: Goldrain – Sölden durch das Passeier Tal über den letzten Pass des Ötztaler Radmarathons, dem Timmelsjoch. Ein milder Sommermorgen machte die bereits müde Muskulatur wieder trittfähig. Sanft bergab rollten wir im Etschtal Richtung Meran. Über das Schloss Tirol wurde die Großstadt umfahren (persönlicher Einsatz: ca. 5km, 400hm, kurze Stiche bis 24%). Der Lohn: kaum Verkehr und ein wunderschöner Ausblick über die Weingärten an der Schnittstelle der beiden erwähnten Täler. Es folgte die Kletterpartie von Süd- nach Nordtirol über den 2500m hohen Passo del Rombo. Die Abfahrt nach Sölden fühlte sich traditionell bitterkalt an, das Ziel vor Augen machte Kräfte frei.
7.Etappe: Sölden – Innsbruck über das Kühtai. Frühmorgens knallten wir in Winterkleidung das Ötztal mit stets über 40km/h hinunter. Von Ötz nahm die Gruppe die letzten 18 (unrhythmischen) Bergkm auf den Kühtaisattel in Angriff, dazwischen verlangte der sog. Ochsengarten mit einer Rampe von über 14% auf 1km nach dem Wiegetritt. Höchste Konzentration erforderte noch die Highspeed-Passage bei Kematen bevor wir die Etappenfahrt über den Inntalradweg in einer Art Tour d´Honeur ausklingen ließen.
Peter Kmetyko, 19.7.2016
Fotos
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