Somit ergab sich endlich die Gelegenheit die schon lange zurecht gelegte Magic Line nach Dornbach (zum Anmeldestützpunkt Dornbacherhof) zu testen. Die diversen Rennen im Wienerwald sind ja mit öffentlichen Verkehrsmitteln nicht zu erreichen, ohne Auto muss man schon vor dem Radrennen einige Kilometer mit dem Rad zurücklegen. Den Begriff "Magic Line" kennt man eher vom Bergsteigen, etwa von der Magic Line auf den K2, er passt aber auch gut zu Radrouten. Für Dornbach braucht man nicht lange zu suchen, einfach mit der U6 bis zur Endstation Siebenhirten dann die Ketzergasse nehmen, Kaltenleutgeben, Sulz, dort rechts abbiegen auf die kleine Nebenstraße vorbei am Ziel der Mödlinger Klubmeisterschaft steil bergab direkt nach Dornbach ca. 18,5 Km aber immerhin 280 Hm.
Wie beim Bergsteigen gibt es auch Schlüsselstellen, hier nur die ersten Kilometer der Ketzergasse wegen des Verkehrs und der "Kamelbuckelpiste". Rechts, dort wo normalerweise die Radfahrer fahren sollten ist der Asphalt total kaputt und man läuft ständig Gefahr wie beim Rodeo abgeworfen zu werden. Angesichts des überraschend geringen Verkehrs (Juli, Ferien) mehr in der Mitte des Fahrstreifens fahrend konnte ich die Schlüsselstelle flott und problemlos hinter mich bringen. Erstaunlich auch wie entspannt es die Autofahrer nahmen, kein Hupen, kein hysterisches Drängeln, großer Seitenabstand beim Überholen, ein verkehrstechnischer Glückstag :-) In Kaltenleutgeben vorbei an den Ruinen der ehemaligen Zementfabrik fahrend erinnerte ich mich an ein erstes "Magic Line" - Erlebnis hier vor genau 60 Jahren. Damals war meine Großmutter auf die glorreiche Idee gekommen ihren Sohn also meinen Onkel in Kaltenleutgeben zu besuchen, wo dieser in der Zementfabrik als Chemiker beschäftigt war, und ich hatte die Ehre mitkommen zu dürfen. Ich war aber als Dreijähriger schon ziemlich selbständig und nahm in Kaltenleutgeben vermutlich auf der Suche nach einer Magic Line Reißaus. An Details kann ich mich nicht mehr erinnern, jedenfalls wurde ich erst nach Stunden wieder gefunden. In dieser Gegend kam ich gestern auf die dumme Idee aus Dankbarkeit den netten Autofahrern gegenüber den Radweg zu benützen. Dieser entpuppte sich aber rasch als ein Glassplitter Trümmerfeld, an einer Stelle waren über die ganze Breite sogar die Überreste eines Spiegels verstreut. Diese zweite (nicht eingeplante) Schlüsselstelle konnte ich mit viel Glück ohne Reifenschaden überwinden, die Glückssträhne setzte sich also fort.
Beim Ziel der Mödlinger Klubmeisterschaft bei Sulz kam mir ein Rennradfahrer entgegen, der gute Mann war bei der Hitze knapp am Kollaps. Die Steigung von Dornbach rauf nach Sulz ist schon ganz schön hart, aber für die Mödlinger immer noch nicht hart genug, denn im September geht es vor diesem Finale 3 mal über Hochrotherd. Obwohl ich schon knapp nach 16 Uhr in Dornbach ankam waren schon einige Leute da, Göd, Haider, gleich nach mir kam Kovarik, der aus gesundheitlichen Gründen mit einem uralt RR mit den alten Clipspedalen fahren musste.
Foto von K.Schindler |
Nach einer harten Trainingswoche war ich trotz dreier Ruhetage eher müde unterwegs. Aber immerhin konnte mich der 30 sec hinter mir gestartete Kovarik ausnahmsweise nicht überholen, ein kleiner Teilerfolg :-)
Wenn er fit ist nimmt er mir ca. 2 Minuten ab, diesmal nur 15 Sekunden.
3.Platz in der Gesamtwertung/H4 verteidigt, was will man mehr :-)
Fotos von Kurt Schindler
Die Heimreise wieder auf der Magic Line war um einiges schneller, da es vorwiegend bergab ging. Relativ früh auf der Abfahrt überholte mich ein total übermotivierter Radfahrer mit einem Trekkingrad, der sich als perfekter Windschatten entpuppte. So ging es mit 40-50 Km/h kilometerlang dahin, bis der Mann leider auf den Glassplitter Radweg wechselte. Zur U6 kann ich nur sagen: absolut Magic Line würdig, aber leider immer total überfüllt, sogar um 20 Uhr total voll, trotzdem das perfekte öffentliche Verkehrsmittel, wenn man mit dem Rad nicht durch die Stadt fahren will (jetzt auch ohne Jahreskarte gratis für das Rad !).