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Ergebnis Rennen 4 und Cup Zwischenstand
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Fotos von Martin Granadia: Damen und Herren
Fotos von Constantin Kletzer Damen Herren
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Nach einer rasanten Abfahrt Richtung Tiefencastel, bei der ich mich in einer Kurve versteuerte und mit der Graubündner Botanik Bekanntschaft machte (zum Glück ist nichts passiert), folgte das erste Highlight der Tour, der Albulapass (2315m). Die Westauffahrt von Filisur verbindet das Albulatal mit dem Engadin über 21,8km und 1344hm bergauf und 9 km bergab.
Der zweite Tag hatte es in sich: Zunächst ging´s mit Rückenwind über den Berninapass (2.330m) - von Pontresina aus ein Rollerberg, den wir in der Gruppe gemütlich hochfuhren. Dann folgten 44km Abfahrt im endorphinen Rauschzustand nach Tirano im Valtellina. Dort vergönnten wir uns eine kurze Pause zum Kräfte sammeln bevor jeder für sich seinen ganz persönlichen Kampf mit dem mörderischen Mortirolo (1834m) aufnahm. Mit durchschnittlich 11% Steigung auf 11,4km und 1258hm gilt dieser als der zweit schwierigste Anstieg in den Alpen. Nur der Zoncolan in Friaul überbietet den Morti an Härte. Aber mit 34-32 an den steilsten Stellen ist dieser Pass gut zu schaffen, ohne die letzten Kraftreserven angreifen zu müssen. Die anschließende wellige Abfahrt nach Aprica (1177m) öffnete reizvolle Blicke ins Tal.
Kaiserwetter am nächsten Morgen. Selten, dass solche guten Bedingungen am Gaviapass (2618m) herrschen. Die Südrampe erstreckt sich über 18 km und 1360hm im italienischen Nationalpark Stilfserjoch und verbindet Ponte di Legno im Süden mit Bórmio im Norden. Die relativ milde Temperatur auf der Passhöhe ermöglichte eine längere Pause bevor wir uns mit Respekt in die schwierige Abfahrt stürzten. Teils Längsrisse in der Fahrbahn, Rollsplit und enge Kurvenradien gefolgt von langen Geraden mit hohem Tempo erforderten höchste Konzentration.
Dementsprechend gerädert stieg ich am Morgen aufs Rad und benötigte fast eine Stunde bis ich meinen Rhythmus fand, zumal die Straße vom Hotel direkt in den Anstieg zum Splügenpass (2113m) mündete.
Donnerstag war es endlich so weit: Frühmorgens, besser gesagt sehr früh morgens, genauer gesagt um 05.30 Uhr trafen sich neun wackere RadlerInnen beim TV Lemgo Sportzentrum zur Fahrt zum Grand Depart 2017, den beiden ersten Etappen der Tour de France in Düsseldorf. Nach einem kurzen Briefing durch "Organisationschef" Thomas G. ging es zunächst, wie später bei der echten Tour, in neutralisierter Fahrt durch ein Spalier von tausenden begeisterten Fans durch die Breite Straße. Ok, ich war noch nicht ganz aus meinen Träumen erwacht und eigentlich wurden wir nur verwundert von einem Frühaufsteher gemustert. Vielleicht wunderte er sich, dass einer von den neun nicht in den schicken TV Lemgo Trikots, sondern in einem grellgelben Dress steckte. Nachdem wir bei Sponsor Bäckerei Meffert leckere Studentenbrötchen als Marschverpflegung in Empfang genommen hatten und ein Gruppenbild geschossen war, erfolgte der "offizielle Start" Richtung Düsseldorf. Nach der ersten und einzigen Bergwertung des Tages, dem Col de Oerlinghausen :-), ging es weiter bestens navigiert durch Frank G.. Bei Kilometer 88 in Weißnichtwo :-) machten wir einen kurzen Kaffeestopp und bald danach erreichten wir Hamm, wo wir erstmals ein Symbol des Ruhrpotts, einen Förderturm des 1990 geschlossenen Kohlebergwerks Radbod, erblickten.
Noch war mir nicht klar, was nun im Pott auf uns zukommen sollte: Nämlich eine Ampeljagd durchs Bergwerksrevier. Der Auftakt erfolgte in Lünen, denen später Castrop-Rauxel, Herne, Gelsenkirchen, Mühlheim an der Ruhr und Ratingen um nichts nachstehen wollten. Eine rote Ampel folgte der nächsten, Frank G. wollte sich nicht kampflos geschlagen geben und doch mal eine Grüne erwischen ... Gedanklich ernannte ich Frank zum Dr. AS h.c., verdienter Doktor des Ampelsprints :-) Bei einem der unzähligen Ampelhalte in der Schalke-Stadt Gelsenkirchen überlegte ich kurz, die an der Bushaltestelle Wartenden, nach dem Weg zum Signal Iduna Park zu fragen. Auf Grund der grimmigen Blicke unterließ ich es aber dann doch lieber, mich nach dem Weg zum Stadion des Lokalrivalen Borussia Dortmund zu erkundigen. Bei Kilometer 158 gönnten wir uns bei der Zeche Zollverein in Essen die zweite Pause. Hier empfingen uns Antje, Claudia, Heike und Tina, die mit den Mannschaftsfahrzeugen kamen :-). Die Zeche Zollverein ist ein 1986 still gelegtes Steinkohlebergwerk, welches nun als Architektur- und Industriedenkmal dient und auch Gastronomie beherbergt. Logo Alter, dass ich mir da standesgemäß ne Currywurst reinzog!
Bei Familie P. erfolgte nun ein Rollentausch, Claudia schwang sich aufs Rad und Arnd übernahm nun das Steuer des Fahrzeugs. Bald erreichten wir die sehnlichst erwartete Radautobahn. Ich hatte in dem Städtegewirr mittlerweile den Durchblick verloren, so dass ich gar nicht sagen kann, wo das war! Egal, Hauptsache es ging flott weiter!
Und so erreichten wir mit Rotlichteffekt in den Augen die Landeshauptstadt Düsseldorf. Ehe ich noch über die therapeutische Wirkung von Rotlicht sinnieren konnte, waren wir schon mitten im Tourtrubel und befuhren eine gelb bemalte Kopfsteinpflasterstraße der Altstadt, welche sich schön auf unsere Reifen abfärbte. Jetzt begann bei mir das Tourfieber, sodass mir gar nicht auffiel, dass ich in meinem Gelben Tour Trikot von 1998 höchst peinlich gewirkt haben muss. Dirk beruhigte mich später auf meine Nachfrage mit den Worten: "Ach was, dort liefen doch genug Narren herum!" :-)
Freitag wollten wir die Strecke etwas erkunden und die besten Plätze für Samstag ausfindig machen. Dass dies zum "Düsseldorf Halbmarathon" werden würde, ahnte ich da noch nicht :-). Von der Rheinbrücke aus konnte man sehen, dass nicht alle Düsseldorfer hinter diesem Event standen, war doch in Sand gezeichnet "Stop Tour" zu lesen. Danach besuchten wir die Ausstellung im NRW-Forum, wo faszinierende Fotos der Tour zu bewundern waren. Nach einer kurzen Pause im Cafe Velo, gings über die "Kö", die berühmte Einkaufsmeile Königsallee, zum Start-Ziel-Bereich beim Messegelände. Der Rückweg zog sich dann doch schon etwas, wir hatten quasi die gesamte 14 Kilometer Zeitfahrstrecke abgelaufen, zusammen mit der Runde durch die Altstadt fast eine Halbmarathondistanz! Als Belohnung wartete dann der Besuch des Brauhauses Füchschen in der Düsseldorfer Altstadt, wo uns ein rustikaler Gastraum und ein ebensolcher Kellner erwartete. Mit militärischem Charme wurden wir kulinarisch bodenständig versorgt, das Altbier schmeckte mir überraschenderweise auch gut! Man musste schon aufmerksam sein um den Aufforderungen des Kellners folgen zu können. Beim Bezahlen hieß es nur: "Deckel her!!!" (= den Bierdeckel mit den darauf notierten Getränken dem Kellner reichen), sowie "Was hattste auf der Gabel gehabt? (=welche Speise hatte man) :-).
Nun war endlich Samstag gekommen, der Tag der ersten Etappe, einem Einzelzeitfahren über 14 Kilometer am Rheinufer, wobei der Rhein zweimal, natürlich über Brücken :-), zu überqueren war. Gunnar hatte eine tolle Stelle auf Oberkasseler Brücke ausgesucht, aber hier war es auf Grund des einsetzenden Regens und des Windes nur schwer bis zum Rennen am Nachmittag auszuhalten. So kehrten wir in unmittelbare Nähe unseres Quartiers zurück und bezogen in der langgezogenen Kurve zur Rheinkniebrücke Stellung. Und bald ging das Spektakel los. Die Werbekarawanne mit rund 200 aufwändig gestalteten Promotionfahrzeugen fuhr an uns vorbei und verbreitete trotz des immer wieder einsetzenden Regens gute Stimmung unter den Zusehern. Kleine mehr oder weniger brauchbare Geschenke wurden in die Menge geworfen. Dabei zeigten sich sich Frank "Die Krake" R. und Lutz am fangsichersten und empfahlen sich für den Rückraum des TBV-Kaders der nächsten Saison :-)!
Dann begann das Rennen und die Kurve konnte man durchaus als Schlüsselstelle bezeichnen. Gut konnte man sehen, wie unterschiedlich die Fahrer die Kurve durchfuhren und man konnte auf deren Ambitionen im Zeitfahren Rückschlüsse ziehen. Leider sahen wir auch einen spektakulären Sturz eines Lottofahrers direkt vor uns, aber zumindest bot der Betreuer anschließend auf der rutschigen Fahrbahn eine kleine Slapstick-Einlage! Zur großen Enttäuschung der heimischen Fans konnte jedoch nicht Weltmeister Tony Martin den Sieg holen, sondern der Brite G. Thomas, nicht zu verwechseln und auch nicht verwandt oder verschwägert mit unserem Thomas G. :-) zog das erste Gelbe Trikot der Tour 2017 über. Unser unverwüstlicher Frank R. ließ es sich trotz des widrigen Wetters nicht nehmen, noch Freunde mit dem Rad zu besuchen und schwang sich auf sein mit Lammfellsattel und Baustellenrücklicht getuntes Rad. Während wir gemütlich beim Abendessen saßen spendierte uns Frank dann noch via WhatsApp eine Runde Killepitsch, einen Düsseldorfer Kräuterlikör - vielen Dank Frank!
Am Sonntag verfolgten wir dann noch inmitten tausender Zuseher den Start zur 2. Etappe nach Lüttich, ehe wir dann die Rückreise antraten.
Abschließend noch großen Dank an Thomas G. für die perfekte Planung, Dieter für den Abholservice und allen TVlern für ein tolles und lustiges Wochenende!